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ZWEI - Die Wege im Buddhismus

2. ZWEI WEGE, EIN FLUSS – YIN & YANG IM BUDDHISMUS



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Im Buddhismus entwickelten sich im Laufe der Zeit zwei große Richtungen: das „kleine Fahrzeug“ (Hinayana) und das „große Fahrzeug“ (Mahayana). Diese Begriffe sind historisch aufgeladen – wertfrei gesagt: Das kleine Fahrzeug betont die persönliche Befreiung durch Disziplin, Einsicht und Meditation. Es ist vor allem im Theravada-Buddhismus lebendig (z. B. in Sri Lanka, Thailand, Myanmar). Ziel ist das individuelle Erwachen – der Arhat-Zustand.


Großes und kleines Fahrzeug


Das große Fahrzeug (Mahayana) geht darüber hinaus: Alle Wesen sind eingeladen, den Weg zu gehen – und der Bodhisattva verschiebt seine eigene vollständige Befreiung zugunsten anderer. Mitgefühl steht im Mittelpunkt. Mahayana prägte China, Japan, Korea und Tibet.


Soto und Rinzai


In Japan entstanden daraus verschiedene Schulen, insbesondere der Zen. Zwei Hauptformen sind heute bekannt:


– **Sōtō-Zen**: betont das stille Sitzen (Shikantaza), das „nur Sitzen“. Kein Ziel, kein Streben – reines Gewahrsein. Es geht um das vollständige Aufgeben jeder Idee von Erwachen. Die Praxis selbst ist Ausdruck der Buddhaschaft. Lehrer wie Dōgen formulierten das radikal: Zazen ist nicht Mittel zum Zweck – es ist Erleuchtung.


– **Rinzai-Zen**: setzt auf Koans – paradoxe Fragen oder Aussagen, die den Verstand sprengen sollen. Ziel ist ein plötzlicher Durchbruch (Satori). Rinzai ist direkter, härter, fordert mehr Konfrontation mit Gewohnheitsmustern. Meister schlagen, schreien oder schweigen – je nach Bedarf.


Beide Schulen wurzeln im Mahayana – sind aber unterschiedlich in Stil und Methode.


Yin & Yang


Der Einfluss des **Daoismus** auf den Zen ist nicht zu unterschätzen. Als der indische Chan-Buddhismus nach China kam, traf er auf taoistische Denkweisen: Yin & Yang, das Prinzip des Wandels, das Nicht-Handeln (Wu Wei), das Vertrauen ins spontane Geschehen.


– **Yin** steht für das Empfangende, Dunkle, Passive – wie das stille Sitzen.

– **Yang** steht für das Aktive, Helle, Durchdringende – wie die Koan-Arbeit.


Zen nahm beide Pole auf: stille Sammlung und plötzliche Einsicht. Nicht als Widerspruch, sondern als dynamische Balance. Der Zen-Weg ist kein gerader Pfad – sondern ein Tanz zwischen Yin und Yang, Form und Leere, Tun und Lassen.


In diesem Sinn: Zen ist weder indisch noch chinesisch – sondern ein dritter Weg, geboren aus der Reibung zweier Traditionen.

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