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ZEHN - Unheilsame Handlungen

DIE ZEHN UNHEILSAMEN HANDLUNGEN – UND IHRE MODERNEN FORMEN




Im Buddhismus gelten zehn bestimmte Handlungen als grundsätzlich unheilsam, weil sie Leiden für sich selbst und andere erzeugen. Diese „Dasa Akusala“ sind keine Verbote, sondern Hinweise auf Handlungen, deren karmische Wirkung negative Spuren im Geist hinterlässt. Sie sind in drei Gruppen gegliedert: Körper, Sprache und Geist.


Im Folgenden erläutern wir alle zehn mit konkreten Beispielen aus moderner Gesellschaft, Politik und Wirtschaft:


1. **Töten (Pāṇātipāta)**

Nicht nur physisches Töten von Menschen oder Tieren zählt hier. Auch strukturelle Gewalt, Gleichgültigkeit gegenüber Leid und die Inkaufnahme von Tod aus Eigennutz.


**Beispiele:**

– Waffenexporte in Krisengebiete

– medizinische Versorgungssysteme, in denen Gewinne über Leben gestellt werden

– Gleichgültigkeit gegenüber Flüchtlingen im Mittelmeer


2. **Stehlen (Adinnādāna)**

Gemeint ist jede Aneignung von Dingen, die einem nicht zustehen – auch im übertragenen Sinn.


**Beispiele:**

– Steuerbetrug großer Konzerne

– Ausbeutung durch globale Lieferketten (etwa Kinderarbeit für Billigprodukte)

– unbezahlte Überstunden durch psychologischen Druck


3. **Sexuelles Fehlverhalten (Kāmesumicchācāra)**

Hierunter fällt jede Form sexuellen Handelns, das auf Täuschung, Missbrauch von Macht oder Gier basiert.


**Beispiele:**

– sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

– Machtmissbrauch in Beziehungen (z. B. durch Drohungen oder emotionale Manipulation)

– gezielte sexuelle Werbung zur Erzeugung von Konsumbedürfnissen


4. **Lügen (Musāvāda)**

Lügen zerstören Vertrauen und führen zu Täuschung – sowohl im persönlichen als auch im öffentlichen Raum.


**Beispiele:**

– politische Propaganda

– Greenwashing durch Konzerne

– manipulierte Produktbewertungen


5. **Spaltung durch Worte (Pisunāvācā)**

Gezielt Unfrieden stiften, Gerüchte streuen oder Gruppen gegeneinander aufhetzen.


**Beispiele:**

– Polarisierung in sozialen Medien

– gezielte PR-Kampagnen gegen Kritiker

– politische Strategien, die Identitätsgruppen gegeneinander ausspielen


6. **Grobe, verletzende Sprache (Pharusāvācā)**

Verbal verletzen, erniedrigen oder hasserfüllt sprechen.


**Beispiele:**

– Shitstorms und Cybermobbing

– Talkshow-Hetze und parteiische Meinungsmache

– degradierende Sprache in patriarchalen oder rassistischen Strukturen


7. **Sinnloses Gerede (Samphappalāpa)**

Klatsch, irrelevantes Gerede, Ablenkung, verbale Überflutung – auch als Konsumgut.


**Beispiele:**

– Talkshows ohne Substanz

– Medien, die Aufmerksamkeit monetarisieren, ohne Aufklärung zu bieten

– absichtliche Zerstreuung durch oberflächliche Inhalte (z. B. auf TikTok oder Instagram)


8. **Gier (Abhijjhā)**

Verlangen nach Besitz, Status, Anerkennung – oft in übersteigertem, suchthaftem Ausmaß.


**Beispiele:**

– unethisches Gewinnstreben in der Wirtschaft

– politische Karrieren um des Machterhalts willen

– Konsum als Kompensation innerer Leere


9. **Hass (Vyāpāda)**

Wunsch nach Schaden für andere, auch in Form von Verachtung, Aggression, Ausgrenzung.


**Beispiele:**

– Hassrede im Netz

– politische Extremismen

– Rachefantasien, auch in der Kunst und Popkultur


10. **Falsche Sichtweise (Micchādiṭṭhi)**

Weltanschauungen, die Unheilsames rechtfertigen – etwa das Leugnen von Verantwortung, Karma, oder ethischen Prinzipien.


**Beispiele:**

– "Der Markt regelt alles" als Rechtfertigung für Ausbeutung

– ideologische Narrative, die Gewalt legitimieren

– Zynismus als Weltanschauung („Menschen sind halt so“)


---


**Fazit:**

Diese zehn unheilsamen Handlungen sind heute nicht verschwunden – sie haben nur ihre Gestalt geändert. Wer sie erkennt, kann bewusster handeln – im Beruf, im Alltag, in der Sprache und im Denken. Die buddhistische Ethik ist kein Regelkatalog – sondern ein Spiegel für Integrität und Mitgefühl in einer komplexen Welt.

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