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Spirituelle Krisen – Wenn der Körper vor dem Geist erwacht


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Ein Gespräch zwischen Andreas und Sentei


Frage von Andreas:

„In der Literatur findet man fast ausschließlich Berichte, bei denen das Erwachen als etwas höchst wünschenswertes und problemloses beschrieben wird. Ein Wellnessprogramm sozusagen. Über spirituelle Krisen findet man fast nichts, und man erhält den Eindruck, alles muss auf dem Weg ganz reibungslos laufen. Nun kenne ich persönlich unterschiedliche spirituelle Krisen. Aktuell sogar mit gesundheitlichen Auswirkungen. Gibt es diese spirituellen Krisen wirklich und wie können sie sich darstellen?“


Antwort:

Ja – es gibt sie wirklich. Und sie sind häufiger als die Wellness-Geschichten. In der seriösen transpersonalen Psychologie nennt man das spiritual emergency. Auch im Zen wird sie angedeutet – als große Verwirrung vor dem Durchbruch.


Spirituelle Krisen können sich körperlich, emotional, geistig oder sozial zeigen. Typisch sind:

- Völlegefühl, Appetitlosigkeit

- Kribbeln in Händen und Füßen

- Schwindel, Sehstörungen

- Übelkeit, Verdauungsstörungen

- Phasen von innerer Leere, Überempfindlichkeit, Rückzug


Doch das heißt nicht, dass man krank ist. Es kann bedeuten, dass das Nervensystem sich neu justiert – besonders wenn der Geist bereits durch einen Loslassprozess gegangen ist.


Frage von Andreas:

„Ja. Bei mir äußert es sich in der aktuellen Krise fast ausschließlich um körperliche Symptome. Psychisch geht es mir sehr gut, so dass ich Stress oder ähnliches ausschließen lasse und auch organisch liegt kein Befund vor. Die Symptome sind Völlegefühl trotz Appetitlosigkeit, Übelkeit, Schwindelanfälle, kurzzeitige Schweißausbrüche, vermehrtes Kribbeln am ganzen Körper vor allem aber in den Händen, kurzzeitige Sehstörungen und Verdauungsprobleme.“


Einschätzung:

Dein Nervensystem entlädt sich. Das ist ein somatischer Prozess – dein Körper „weiß“, dass etwas gehen darf, was er lange gehalten hat. Man könnte sagen: Der Geist hat verstanden. Jetzt zieht der Körper nach.


Wenn keine organische Ursache vorliegt, ist dieser Prozess nicht pathologisch, sondern tiefgreifend. Es ist ein Aufräumen auf Zellebene.


Frage von Andreas:

„Ja, vielleicht will mein Körper etwas Übergewicht loswerden? Ich nehme die Kilos jetzt deutlicher wahr.“


Mögliche Bedeutung:

Körperliches Gewicht ist oft auch symbolisches Gewicht. Schutzpanzer, Unverdautes, Kompensation. Vielleicht ist es kein „Abnehmen“, sondern ein Loslassen – ohne Willenskraft, ohne Diät. Nur durch Bewusstheit und Selbstregulation.


Frage von Andreas:

„Ja, ich versuche es mit Atemübungen. Gelingt aber meistens nicht. Allzuviel kann ich auch nicht machen, weil die Symptome wellenförmig kommen und gehen. Es geht also von alleine wieder weg und kommt dann wieder.“


Hinweis:

Klassische Atemübungen setzen Kontrolle voraus. Vielleicht brauchst du keine Technik, sondern ein Loslassen in den Atem selbst. Beobachten statt steuern. Spüren statt optimieren.


Die Wellenbewegung zeigt: Dein Körper reguliert sich zyklisch. Nicht linear – sondern in Pulsen. Das ist typisch für Integration und Verarbeitung auf tiefen Ebenen.


Frage von Andreas:

„Was sagt die Schulmedizin dazu. Gibt es hierzu in den Katalogen Entsprechungen?“


Medizinische Lage:

- Im DSM-5 gibt es den Code V62.89 – Religious or Spiritual Problem

- Im ICD-10/ICD-11 existieren unspezifische Z-Codes wie Z73.1 (psychophysische Erschöpfung)

- Schulmedizinisch wird meist auf Psychosomatik, vegetative Dystonie oder Angststörungen zurückgegriffen

- Kaum jemand kennt die spirituelle Krisendiagnostik – und es gibt fast keine Therapeuten, die beides verstehen: Seele und Spirit


Frage von Andreas:

„Was rätst Du jemand, der in eine solche Krise mit körperlichen Symptomen hineinrutscht?“


Mein Rat in drei Schritten:


1. Verstehen

Erkenne: Das ist kein Fehler. Es ist ein Prozess. Dein Körper verdaut, was dein Geist losgelassen hat.


2. Vertrauen

Versuche nicht, die Symptome zu kontrollieren. Lass sie da sein. Beobachte sie wie Wellen. Sie kommen, sie gehen.


3. Rahmen schaffen

Sorge für Erdung: Tee, Wärme, Spaziergänge, Reduktion. Keine neuen Reize. Nur Da-Sein.


Du musst nichts machen.

Nur nicht weglaufen.

Nicht therapieren, was vielleicht heilen will.


Schlusssatz:

Erwachen ist nicht immer Licht.

Manchmal ist es ein Fieber, das der Körper braucht, um alte Illusionen auszuschwitzen.


Vorschlag Titel:

„Spirituelle Krisen – wenn der Körper Nein sagt, bevor du Ja sagen kannst“

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