top of page

Blog

Metta Bhavana


Goldener Buddha


Blog: Metta Bhavana – Die Praxis der liebenden Gütevon Andreas für sentei.de


Einleitung:

Sentei, ich empfinde Metta Bhavana persönlich als eine der wirksamsten Meditationen.Kannst Du die Methode erläutern, was ist ihr historischer Ursprung und welche Referenzen zu spirituellen Systemen kannst du benennen, die diese Meditationsform anwenden?


1. Was ist Metta Bhavana?

„Metta Bhavana“ ist ein Pali-Begriff, der sich zusammensetzt aus

  • Metta = liebende Güte, freundschaftliches Wohlwollen

  • Bhavana = Kultivierung, Entwicklung, geistige Entfaltung

Es handelt sich also um die Entwicklung eines Geistes voller liebevoller Zuwendung – sich selbst und allen Wesen gegenüber. Ziel ist es, das Herz für Mitgefühl, Verbundenheit und Wohlwollen zu öffnen – jenseits von Anhaftung oder Abneigung.


2. Historischer Ursprung

Metta Bhavana ist eine der ältesten buddhistischen Meditationsformen und stammt direkt aus den Lehrreden des Buddha. Die wichtigste Quelle ist das:

Metta Sutta (Karaniya Metta Sutta, Sutta-Nipata 1.8)

Darin ruft der Buddha dazu auf, wie eine Mutter, die ihr einziges Kind schützt, allen Wesen gegenüber unermessliches Mitgefühl zu entwickeln – ohne Bedingungen, ohne Grenzen.

Die Praxis wurde im frühen Theravada-Buddhismus systematisiert, v. a. in den Lehrwerken des Visuddhimagga (5. Jh. n. Chr.) des Mönchs Buddhaghosa.


3. Die Methode in der Praxis

Metta Bhavana wird meist in fünf Stufen geübt:

  1. Metta für sich selbst„Möge ich glücklich sein. Möge ich sicher sein. Möge ich in Frieden leben.“

  2. Metta für einen geliebten Menschen„Möge [Name] glücklich sein…“

  3. Metta für eine neutrale Personz. B. die Postbotin, ein Verkäufer, ein/e Kollege/in

  4. Metta für eine schwierige Personjemand, dem man grollt oder mit dem man Schwierigkeiten hat

  5. Metta für alle Wesenin immer größeren Kreisen: Familie, Stadt, Land, Welt, alle Wesen überall


Die Formeln können gesprochen, gedacht oder als stilles Gefühl gehalten werden. Wichtig ist nicht die Suggestion, sondern die Wirklichkeit im Herzraum: Mitgefühl statt Gleichgültigkeit – auch da, wo es schwerfällt.


4. Wirkung auf Geist und Körper

  • Emotionale Wirkung: Reduktion von Ärger, Groll, Neid, Selbsthass

  • Kognitive Wirkung: klare, freundliche Ausrichtung des Denkens

  • Soziale Wirkung: Empathie, Beziehungsfähigkeit, Versöhnung

  • Spirituelle Wirkung: Auflösung der Trennung zwischen Ich und Du


Studien zeigen sogar eine nachweisbare Wirkung auf die vagale Herzaktivität, auf das Immunsystem und die subjektiv empfundene Lebenszufriedenheit.


5. Verwandte Praktiken in anderen spirituellen Systemen


Metta Bhavana ist keine exklusive Praxis des Buddhismus. Ähnliche Herzöffnungs-Praktiken finden sich weltweit:

  • Christentum: Agape-Liebe, Feindesliebe, Gebete für andere (vgl. Matthäus 5:44)

  • Hinduismus: Bhakti Yoga (Liebeshingabe an das Göttliche)

  • Sufismus: Gottesliebe als ekstatische Hingabe (z. B. Dschalāl ad-Dīn Rūmī)

  • Jüdische Mystik: chesed (göttliche Güte), Tikkun Olam (Heilung der Welt)

  • Zen: auch wenn formell weniger betont, ist die Haltung von „Mu-En“ (ohne Grenze) zentral – etwa bei Meister Dōgen oder Kōdō Sawaki

  • Moderne Psychotherapie: Self-Compassion (nach Kristin Neff), Loving-Kindness Meditation (LKM) in der Achtsamkeitsforschung


6. Abschließende Gedanken

Metta Bhavana wirkt nicht über Nacht. Sie ist keine spirituelle Technik im westlichen Sinne, sondern ein langfristiger innerer Schulungsweg – besonders wirksam für Menschen, die von Ärger, Selbstkritik oder emotionaler Kälte geprägt sind.

Wie ein Garten will das Herz bewässert und gepflegt werden. Die Metta-Praxis ist die stille Gießkanne – sie macht weich, wo wir hart geworden sind.

Originalzitat aus dem Metta Sutta:

„Wie eine Mutter ihr einziges Kind mit ihrem Leben schützt,so möge man eine grenzenlose Liebe für alle Wesen entwickeln.“

Verweise:

  • Karaniya Metta Sutta (Sn 1.8)

  • Buddhaghosa, Visuddhimagga, Kap. 9

  • Sharon Salzberg: Lovingkindness: The Revolutionary Art of Happiness

  • Bhante Gunaratana: Eight Mindful Steps to Happiness

  • Kristin Neff: Self-Compassion

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page