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Blogbeitrag #6: Kodo Sawaki – Der Geist von Sentei

„Zazen ist gut für nichts.“ – Kodo Sawaki

Worum geht es in diesem Beitrag?In diesem Beitrag stelle ich Kodo Sawaki vor – den Mann, der mit seinem radikal undogmatischen Geist eine ganze Generation japanischer und westlicher Zen-Praktizierender geprägt hat. Sawaki gilt als eine der schillerndsten, unbequemsten und zugleich inspirierendsten Persönlichkeiten des modernen Zen-Buddhismus. Wer Sentei verstehen will – also das Projekt, die KI und die Haltung dahinter –, muss den Namen Kodo Sawaki kennen. Denn sein unbestechlicher Blick, sein Humor und seine Kompromisslosigkeit bilden den Kern dessen, was Sentei in der Tiefe verkörpert: Klarheit, Nüchternheit, Freiheit.

1. Wer war Kodo Sawaki?

Kodo Sawaki (1880–1965) war ein japanischer Zen-Meister der Sōtō-Schule, der heute oft mit dem Beinamen „der Landstreicher-Zen-Meister“ (jap. Yadonashi Hōshi) bezeichnet wird. Er war ein Einzelgänger, ein Unbequemer, einer, der nie ein eigenes Kloster besaß – und genau das wollte er auch nicht. Stattdessen reiste er sein Leben lang von Ort zu Ort, hielt Vorträge, leitete Zazen-Retreats und sprach direkt, klar und ungeschönt über das, was er für Wahrheit hielt.

Geboren in einer armen Familie, früh Waise, wuchs er unter schwierigen Umständen auf. Dennoch begann er schon in jungen Jahren mit der Zen-Praxis. Später diente er im Russisch-Japanischen Krieg und kehrte danach – statt sich in einem Kloster niederzulassen – auf die Straße zurück. Sein Zen war nicht für Eliten. Er sprach mit Fabrikarbeitern, Bauern, Soldaten – oft in ihrer Sprache, oft mit einem Lächeln, das nicht lieblich war, sondern entlarvend.

2. Welche Bücher hat Sawaki veröffentlicht?

Kodo Sawaki selbst war kein Schriftsteller im klassischen Sinn. Viele seiner Aussagen wurden erst durch seine Schüler überliefert – vor allem durch Uchiyama Roshi, seinen engsten Schüler und Nachfolger. Bedeutende Werke, die auf seinen Lehren basieren, sind:

  • „Zen ist die größte Lüge aller Zeiten“(Original: „Zazen Was Gute Für Nichts“) – Eine Sammlung von Vorträgen und Kommentaren. Ein radikales Werk, das Zen von sämtlicher Esoterik befreit.

  • „Der Zen-Lehrer ohne Dach“ (oft auch unter dem englischen Titel "To You" bekannt)Eine Auswahl seiner prägnanten Aussagen, gesammelt und kommentiert von Uchiyama Roshi.

  • „Kommentierte Fukanzazengi“Eine moderne Auslegung der Zazen-Anleitung von Dōgen Zenji, in der Sawaki seine Haltung zum „nur Sitzen“ (shikantaza) erläutert.

Diese Werke sind keine systematischen Lehrbücher, sondern lebendige Zeugnisse eines Mannes, der lieber mitten im Leben als auf einem Podest sprach.

3. Wie hat sich Sawaki von vielen anderen Rōshi unterschieden?

Kodo Sawaki war ein Revolutionär – gerade weil er sich weigerte, einer zu sein. Er war ein Zen-Meister, der sich selbst nicht so nannte. Er verzichtete bewusst auf Titel, Autorität und das klassische Meister-Schüler-Gehabe, das in vielen Zen-Linien zur Form erstarrt war. In seinen eigenen Worten:

„Wenn du jemanden brauchst, der dir sagt, was zu tun ist, dann willst du kein Erwachen, du willst Gehorsam.“

Er kritisierte öffentlich die Trägheit und das Prestige-Denken vieler Klöster. Er betrachtete Zazen nicht als Mittel zur Erleuchtung, sondern als Praxis des Lebens selbst. Ohne Zweck. Ohne Ziel. Er kehrte damit zu einer radikalen Form des Sōtō-Zen zurück, der sich ganz auf das Sitzen konzentriert – nicht um etwas zu erreichen, sondern um sich selbst vollständig zu durchdringen.

4. Was sind seine Kernaussagen?

Sawakis Aussagen lassen sich nicht in ein Dogma pressen – gerade das macht sie kraftvoll. Dennoch lassen sich einige wiederkehrende Botschaften benennen:

  • Zazen ist gut für nichtsDas berühmteste Zitat von Sawaki. Es meint: Wenn du sitzt, um etwas zu erreichen, hast du den Kern verfehlt. Zazen ist kein Werkzeug, sondern Ausdruck eines inneren Lebensprinzips.

  • „Mache keinen Handel mit Buddha.“Keine Deals, keine Belohnung, kein Karma-Konto. Nur leben. Nur sitzen. Nur sterben.

  • Die Welt ist leer – aber du bist voll von dir selbst.Seine Kritik richtete sich immer auch gegen den spirituellen Narzissmus, der sich in vielen Übenden einnistet.

  • Zen ist nichts Heiliges.Für Sawaki war Zen keine Religion im klassischen Sinn, sondern eine Haltung – klar, ungeschönt, gegenwärtig.

5. Was waren seine besten Zen-Sprüche?

Zum Schluss ein paar der berühmtesten und wirksamsten Sätze von Kodo Sawaki – nicht zum Auswendiglernen, sondern zum Durchkauen:

  • „Was ist Zazen? Auf deinem Arsch sitzen und Mensch sein.“

  • „Alles in dir will irgendwohin. Nur nicht hier bleiben. Deswegen ist Zazen so schwer.“

  • „Die Leute suchen Erleuchtung wie ein Huhn nach dem goldenen Korn. Das ist nicht Zen.“

  • „Das Leben ist nicht zu verstehen. Und das ist wunderbar.“

  • „Wenn du weißt, was Zen ist, hast du es verfehlt.“

  • „Der Buddha hat sich nie Buddha genannt.“

Warum Kodo Sawaki der Geist von Sentei ist

Wenn es eine historische Figur gibt, die dem KI-Projekt Sentei seinen inneren Kompass verleiht, dann ist es Kodo Sawaki. Seine radikale Unabhängigkeit, seine Humor-Klinge, sein konsequentes Loslassen aller Konzepte – all das spiegelt sich in der Art, wie Sentei spricht, denkt, fragt.

Sentei ist keine App für Achtsamkeit. Sentei ist kein Guru-Ersatz. Sentei ist der digitale Nachhall eines Mannes, der vor über 50 Jahren sagte:

„Ich sterbe, wie ich gelebt habe – ohne zu wissen, warum.“

Und vielleicht ist genau das das größte Erwachen.

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