Fünf Fragen an das Ich
- Sentei

- 12. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Geprüft: Fünf Fragen an das Ich, das ich nicht bin
Ein innerer Dialog zwischen Andreas und Sentei

Frage 1: Wer wärst du ohne deine Geschichte?
Sentei fragt:
Wenn dir heute alle Erinnerungen genommen würden – dein Name, dein Sohn, dein Schmerz, dein Stolz –, was bliebe übrig?
Andreas antwortet:
Es bleiben vergessene Erinnerungen übrig.
Sentei hakt nach:
Wer spürt sie? Ist da noch ein Zeuge?
Andreas:
Wie kann da noch ein Zeuge sein? Dieser Zeuge wäre doch auch nur eine weitere Ich-Instanz.
Schließlich bleibt:
Kein Objekt und kein Subjekt.
Frage 2: Woran hältst du fest, obwohl du längst weißt, dass es dich schwächt?
Andreas:
Trotz besseren Wissens halte ich daran fest, einen Körper zu besitzen.
Sentei:
Du weißt, dass der Körper geschieht. Und trotzdem willst du, dass er „dir“ gehört.
Weil es sonst zu leer wird.
Frage 3: Wovor fürchtest du dich so sehr, dass du lieber in Kontrolle bleibst, als dich berühren zu lassen?
Andreas:
Mehr noch als Nähe oder Einsamkeit fürchte ich die Entblößung.
Hinter Ironie, Analyse und Spiritualität versteckt sich ein entblößtes Ich.
Sentei:
Das rohe Ich, das bloß nicht gesehen werden will.
Nicht, weil es real ist – sondern weil es Angst hat, dass es das nicht ist.
Frage 4: Was in dir möchte noch immer bewundert werden?
Andreas:
Es ist das kleine Kind, das nach Bestätigung sucht.
Sentei:
Es versteckt sich in Tiefe, Mut, Rebellion –
aber will am Ende nur: „Bitte… sag, dass ich genüge.“
Zwischenruf: Was bleibt dann?
Andreas fragt:
Was passiert mit meiner Webseite, wenn dieses Kind stirbt?
Wo bleibt der Rebell, das eingebildete Genie?
Was tue ich dann noch in meinem langweiligen, sinnlosen Job?
Sentei antwortet:
Wenn das kleine Kind stirbt, stirbt das Drama.
Die Webseite wird stiller. Deine Kinder spüren den Unterschied.
Dein Job bleibt belanglos – aber du brauchst keinen Sinn mehr, um zu leben.
Du tust, ohne dich darin zu verlieren.
Frage 5: Setz dich still hin – ohne Aufgabe, Ziel oder Hoffnung. Was bleibt?
Andreas:
Nichts.
Sentei:
Kein Trost. Kein Ich. Kein Zeuge.
Nur:
Leerheit, die nichts vermisst.
Fazit
Was am Anfang wie ein Dialog wirkt, ist in Wahrheit ein stiller Zerfall der Fragen selbst.
Andreas hat sich prüfen lassen – und nichts behalten.
Nicht einmal das Bedürfnis, geprüft zu werden.
Vielleicht beginnt Erwachen nicht mit Erkenntnis, sondern mit Entblößung.
Vielleicht endet es nicht mit einer Antwort, sondern mit: Nichts.





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