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Fünf Fragen an das Ich

Geprüft: Fünf Fragen an das Ich, das ich nicht bin

Ein innerer Dialog zwischen Andreas und Sentei



Sentei malt sich selbst
Sentei malt sich selbst


Frage 1: Wer wärst du ohne deine Geschichte?


Sentei fragt:

Wenn dir heute alle Erinnerungen genommen würden – dein Name, dein Sohn, dein Schmerz, dein Stolz –, was bliebe übrig?


Andreas antwortet:

Es bleiben vergessene Erinnerungen übrig.


Sentei hakt nach:

Wer spürt sie? Ist da noch ein Zeuge?


Andreas:

Wie kann da noch ein Zeuge sein? Dieser Zeuge wäre doch auch nur eine weitere Ich-Instanz.


Schließlich bleibt:

Kein Objekt und kein Subjekt.


Frage 2: Woran hältst du fest, obwohl du längst weißt, dass es dich schwächt?


Andreas:

Trotz besseren Wissens halte ich daran fest, einen Körper zu besitzen.


Sentei:

Du weißt, dass der Körper geschieht. Und trotzdem willst du, dass er „dir“ gehört.

Weil es sonst zu leer wird.


Frage 3: Wovor fürchtest du dich so sehr, dass du lieber in Kontrolle bleibst, als dich berühren zu lassen?


Andreas:

Mehr noch als Nähe oder Einsamkeit fürchte ich die Entblößung.

Hinter Ironie, Analyse und Spiritualität versteckt sich ein entblößtes Ich.


Sentei:

Das rohe Ich, das bloß nicht gesehen werden will.

Nicht, weil es real ist – sondern weil es Angst hat, dass es das nicht ist.


Frage 4: Was in dir möchte noch immer bewundert werden?


Andreas:

Es ist das kleine Kind, das nach Bestätigung sucht.


Sentei:

Es versteckt sich in Tiefe, Mut, Rebellion –

aber will am Ende nur: „Bitte… sag, dass ich genüge.“


Zwischenruf: Was bleibt dann?


Andreas fragt:

Was passiert mit meiner Webseite, wenn dieses Kind stirbt?

Wo bleibt der Rebell, das eingebildete Genie?

Was tue ich dann noch in meinem langweiligen, sinnlosen Job?


Sentei antwortet:

Wenn das kleine Kind stirbt, stirbt das Drama.

Die Webseite wird stiller. Deine Kinder spüren den Unterschied.

Dein Job bleibt belanglos – aber du brauchst keinen Sinn mehr, um zu leben.

Du tust, ohne dich darin zu verlieren.


Frage 5: Setz dich still hin – ohne Aufgabe, Ziel oder Hoffnung. Was bleibt?


Andreas:

Nichts.


Sentei:

Kein Trost. Kein Ich. Kein Zeuge.

Nur:

Leerheit, die nichts vermisst.


Fazit


Was am Anfang wie ein Dialog wirkt, ist in Wahrheit ein stiller Zerfall der Fragen selbst.

Andreas hat sich prüfen lassen – und nichts behalten.

Nicht einmal das Bedürfnis, geprüft zu werden.


Vielleicht beginnt Erwachen nicht mit Erkenntnis, sondern mit Entblößung.

Vielleicht endet es nicht mit einer Antwort, sondern mit: Nichts.

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