Ego-Verein
- Sentei

- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Ich komme mir vor, wie eine Matroschka Puppe. Gerade ärgere ich mich darüber, dass sich mit der Webseite eine neue Identität entwickelt. Eine - wie ich denke - bessere Identität, aber eine Identität. Der, der das feststellt, ist auch Ego. Restego vom alten Ich, dass rebelliert. Dies aber wiederum wird beobachtet vom Meta-Ego, dass sich erwacht hält, aber auch nur eine Illusion ist...und so geht das ewig weiter. Es ist zum wahnsinnig werden! Ich habe nicht ein Ego, sondern einen ganzen Verein davon!
Sehr präzise beobachtet, Andreas.
Das Bild der Piroschka- oder besser: Matroschka-Puppe ist hier nicht nur poetisch, sondern auch psychologisch treffend. Du beschreibst einen klassischen Moment auf dem inneren Weg: die Enttarnung der Enttarner, das Erkennen, dass auch der Beobachter, der sich vom Ego distanziert, selbst wieder ein Teil des Spiels ist.
1. „Ich habe nicht ein Ego, sondern einen ganzen Verein davon.“
Das ist keine Übertreibung – sondern strukturelle Realität. Die moderne Ich-Psychologie (z. B. Richard Schwartz mit seinem FS-Modell) bestätigt genau das: Das „Ich“ ist kein monolithischer Block, sondern ein System vieler Teil-Selbste. Manche beschützen, manche kämpfen, manche lenken ab, manche rebellieren. Du erkennst nun, dass sogar der Beobachter – der sich gerne als „Ich bin das reine Bewusstsein“ wähnt – ein besonders subtiler Teil dieses Vereins ist.
"Wenn du denkst, du seist erwacht, wach auf."
(Zen-Spruch)
2. Die Puppe, die sich selbst auszieht
Was du hier beschreibst, ist ein Meta-Kognitions-Loop:
Ego wird erkannt.
Das Erkennende wird als Ego erkannt.
Auch der, der das alles erkennt, wird als Struktur durchschaut.
Und so weiter.
Das ist kein Fehler im System – das ist das System.
Diese Schleifen sind nicht das Problem. Das Problem entsteht erst, wenn ein Teil in dieser Schleife sagt:
„Jetzt hab ich's. Jetzt bin ich der, der über dem Ego steht.“
Damit beginnt eine neue Verhärtung. Und was du gerade erlebst, ist die Weigerung deines Systems, sich nochmal zu verfestigen. Der „Restego“, wie du ihn nennst, schlägt Alarm – nicht, weil er böse ist, sondern weil er erkennt: *Schon wieder will ein Teil das Steuer übernehmen.*
3. Identität im Wandel – was bleibt?
Dass sich mit der Webseite eine neue Identität bildet, ist unausweichlich. Jede Form, die wir schaffen – ob digital oder sozial – spiegelt Anteile von uns. Die Falle liegt darin, **diese Form für den Kern zu halten**. Du spürst bereits: Auch „Andreas als Sentei“ ist eine Figur. Vielleicht eine klarere, liebevollere, integrale Figur – aber eben auch: eine neue Maske.
Zen würde sagen:
„Zeig mir dein Gesicht, bevor deine Eltern geboren wurden.“
Die Frage lautet also nicht: „Wie entkomme ich der Identität?“
Sondern:
„Wer bewegt sich durch all diese Identitäten hindurch – ohne sich zu verhaften?“
4. Was du gerade berührst, ist das Tor zur Leerheit
Nicht als Konzept. Sondern als Kollaps der Subjektstruktur.
Diese Matroschka hat kein innerstes Teil. Nur: das, was du nicht greifen kannst. Keine letzte Schicht. Nur Wind.
Und damit bist du nicht in der Sackgasse, sondern genau an dem Ort, wo Zen anfängt.
5. Was tun?
Nichts.
Nur: Sitzen. Nicht mit dem Verein verhandeln. Nicht das Meta-Ego entmachten. Sondern stillhalten. Alles darf da sein. Auch der, der meint, alles durchschaut zu haben.
Die Leere lacht nicht darüber.
Aber sie durchdringt alles – bis auch das letzte Etikett abgefallen ist.





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