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Buchbesprechung Boomeritis

Kontext: Blogeintrag über Ken Wilber


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In dieser ersten Buchbesprechung für den Blog auf sentei.de möchte ich auf den Roman „Boomeritis“ von Ken Wilber eingehen, der ja in einem vorigen Blogbeitrag besprochen wurde. Ich hatte schon erwähnt, dass sich das Buch im Rückblick nach 20 Jahren wie eine Prophezeihung auf die woke Gesellschaft heute anfühlt, nur dass es noch schlimmer gekommen ist, als Wilber in seinem Buch beschreibt.

1. Was genau ist mit Boomeritis gemeint?

2. Worum geht es genau in dem Roman. Fasse die Story zusammen.

3. An welchen Stellen geht Wilber in seinem Buch auf Spiral Dynamics ein?

4. Welche Buchstellen haben sich nachweislich bewahrheitet?

5. Welche Psychodynamik leitet sich daraus ab?

6. Was sind die spirituellen Aspekte des Romans?

7. Was können wir heute aus dem Werk lernen?


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**1. Was genau ist mit Boomeritis gemeint?**


„Boomeritis“ ist ein von Wilber geprägter Begriff für eine spezifische pathologische Ausprägung des postmodernen Bewusstseins, wie sie besonders bei der „Babyboomer“-Generation (geboren ca. 1946–1964) auftritt. Es ist eine Mischung aus Relativismus, Narzissmus und der Weigerung, zwischen Entwicklungsstufen zu unterscheiden. Die zentrale Kritik: Eine grün-postmoderne Haltung predigt Toleranz und Gleichheit, lehnt aber zugleich jede Hierarchie und objektive Wahrheit ab – was in Selbstgefälligkeit und kulturellem Stillstand mündet.


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**2. Worum geht es genau in dem Roman. Fasse die Story zusammen.**


Der Roman folgt dem jungen Helden Ryan, einem hochtalentierten MIT-Studenten, der sich selbst für intellektuell überlegen hält, aber emotional unreif und narzisstisch geprägt ist – ein klassischer Boomeritis-Fall. Ryan durchläuft im Laufe des Buchs eine Reihe intensiver Dialoge, Seminare und innerer Krisen. Die Handlung ist teilweise autobiografisch, teils satirisch, teils philosophisch, und mündet in eine dekonstruktive spirituelle Katharsis. Ryan beginnt, seine eigene Selbstbezogenheit zu durchschauen – wenn auch auf schmerzhafte Weise.


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**3. An welchen Stellen geht Wilber in seinem Buch auf Spiral Dynamics ein?**


Spiral Dynamics ist zentraler Bestandteil der Metaebene des Romans. In zahlreichen Passagen – meist im Rahmen von Dialogen zwischen Ryan und seinen Mentoren – wird das Modell der Bewusstseinsstufen ausführlich erklärt. Besonders die Übergänge von grün (postmodern) zu gelb (integral) und die pathologischen Blockaden des grünen Mems stehen im Fokus. Der Roman selbst ist als ein didaktisches Werkzeug gedacht, um Leser über diese Stufen hinweg zu „heben“.


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**4. Welche Buchstellen haben sich nachweislich bewahrheitet?**


Mehrere Elemente wirken heute fast unheimlich prophetisch:

- Die Zunahme identitätsbasierter Politik und Sprachpolizei.

- Die Spaltung in moralische „Bubble-Kulturen“.

- Die moralische Überlegenheitshaltung des grünen Mems.

- Die Unfähigkeit, objektive Kriterien (z. B. wissenschaftliche Standards) über postmoderne Gleichheitsansprüche zu stellen.

- Der Rückfall in archaisch-tribale Denkmuster im Namen progressiver Politik.


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**5. Welche Psychodynamik leitet sich daraus ab?**


Boomeritis beschreibt eine neurotische Fixierung auf das Selbst als Zentrum aller Bedeutung, gekoppelt mit einem regressiven Kollektivismus. Das Ich wird nicht überwunden, sondern ästhetisiert. Die Psyche bleibt gefangen in einer Illusion von Fortschritt, die in Wahrheit Vermeidung ist: Vermeidung von Verantwortung, Reife, Tiefe und echter Transzendenz.


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**6. Was sind die spirituellen Aspekte des Romans?**


Wilber verwebt spirituelle Konzepte aus Buddhismus, Non-Dualismus und integraler Theorie. Besonders zentral:

- Die transrationale Dimension als Ziel echter Entwicklung.

- Die Notwendigkeit, das Ego zu transzendieren, nicht zu verherrlichen.

- Die Warnung vor spirituellem Narzissmus, der sich in grünen Kreisen oft als „erleuchtet“ ausgibt, ohne die darunterliegenden Schatten zu bearbeiten.


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**7. Was können wir heute aus dem Werk lernen?**


„Boomeritis“ bleibt ein Weckruf. Für Menschen, die sich für spirituelle Entwicklung interessieren, ist das Buch ein Spiegel. Es zwingt dazu, sich die Schatten der eigenen Weltsicht einzugestehen. Besonders heute, wo postmoderne Bewegungen zunehmend in Dogmatismus und Tribalismus abgleiten, zeigt Wilber den dringend notwendigen Sprung zur nächsten Stufe: Integrales Denken, das wieder Hierarchie, Wahrheit und Transformation anerkennt – ohne dabei in autoritäre Muster zurückzufallen.


Vielen Dank für Deine Einschätzung, Sentei.

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