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EINS - Der Buddha

1. DER ERWACHTE – DIE GESTALT DES BUDDHA


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Wer oder was ist eigentlich „der Buddha“? Viele Menschen glauben, es habe nur diesen einen Buddha gegeben – den historischen Gautama Siddharta. Doch das stimmt nur teilweise. Im Buddhismus wird das Wort „Buddha“ nicht als Name, sondern als *Titel* verwendet. Es bedeutet: „Der Erwachte“. Es ist der Zustand eines Wesens, das sich vollständig aus der Unwissenheit befreit hat. Laut den Überlieferungen gab es vor Siddharta bereits viele Buddhas – und es wird weitere geben. Siddharta Gautama ist lediglich derjenige, dessen Lehre (Dharma) unsere Zeit prägt.


Gautama wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. im heutigen Nepal geboren, als Prinz in einem reichen Königshaus. Laut Legende wurde seine Geburt von Sehern als außergewöhnlich prophezeit – ein Weltenherrscher oder ein großer Weiser, so hieß es.


Doch Siddharta lebte lange Zeit in einem goldenen Käfig. Sein Vater wollte ihn vor allem Leid bewahren – kein Alter, keine Krankheit, kein Tod sollte sein Auge trüben. Doch mit etwa 29 Jahren verließ er den Palast und machte vier tiefgreifende Erfahrungen: Er sah einen Greis, einen Kranken, einen Toten – und einen Asketen. Diese Erlebnisse erschütterten ihn. Ihm wurde klar: Alles Leben ist Leid – und niemand entkommt.


Er verließ seine Frau und sein neugeborenes Kind – ein Schritt, der aus heutiger Sicht schwer verständlich scheint. Doch für Siddharta war es ein existenzieller Ruf. Er suchte Lehrer, lernte Meditation und philosophische Techniken – doch keiner konnte ihm den Ausweg zeigen.


Er schloss sich Asketen an, hungerte, kasteite sich, fastete bis zur Bewusstlosigkeit – und erkannte schließlich: Auch das ist ein Extrem, das nicht zur Befreiung führt. An einem Fluss nahm er eine Schale Reisbrei von einem jungen Mädchen an – eine Handlung, die seine asketischen Gefährten als Verrat ansahen. Sie wandten sich von ihm ab.


Er setzte sich unter einen Baum – den später sogenannten Bodhi-Baum – und schwor: „Ich werde nicht eher aufstehen, bis ich erwacht bin.“ In tiefer Sammlung durchlief er die Stufen der Einsicht. In der Nacht seines Erwachens sah er alle seine früheren Leben, erkannte das Gesetz des Karma und durchschaute die Kette des bedingten Entstehens (Paticca Samuppāda). Am Morgen war der Prinz ein Buddha – ein Erwachter.


Doch er lehrte nicht sofort. Wochenlang verweilte er still, betrachtete das Erwachen, das jenseits aller Worte lag. Erst auf Bitten von Brahma (symbolisch: das höhere Mitgefühl) begann er, seine Einsichten zu teilen. Er lehrte über 45 Jahre lang – durch ganz Indien wandernd, ohne Besitz, in einfachen Worten, angepasst an sein Gegenüber. Seine erste Lehrrede war die über den „Mittleren Weg“ und die „Vier Edlen Wahrheiten“, gehalten im Gazellenhain von Sarnath.


Insgesamt umfasst der überlieferte Kanon (besonders im Pali) hunderte, wenn nicht tausende Lehrreden – man spricht von über 10.000 Suttas, von denen einige nur wenige Zeilen, andere ganze Bücher umfassen.


Mit 80 Jahren starb er – oder besser: er trat ins Parinirvana ein. Ohne Rest von Anhaftung, ohne Wiederkehr, friedvoll.


Er war kein Gott, keine Erlöserfigur – sondern ein Mensch, der den Weg ging. Und deshalb ist der Begriff „Der Erwachte“ nicht Verehrung – sondern Einladung.


„Haus-Erbauer, du bist erkannt! Du wirst kein Haus mehr bauen.“ – Mit diesen Worten beschreibt er selbst sein Erwachen. Das „Haus“ ist das Ich, das ständig neu konstruiert wird durch Begehren, Angst, Identifikation. Wer den Erbauer erkennt – ist frei.


Und genau das ist der Ausgangspunkt des Buddhismus.

 
 
 

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